Just-in-Time (JIT): Immer pünktlich

Wie bei der Philoso­phie des schlanken Pro­duk­tion­sansatzes ent­stand das Just-In-Time-Konzept als Teil des Toy­ota-Pro­duk­tion­ssys­tems. Japanis­che Unternehmen waren Pio­niere dieses Ansatzes, und bald began­nen auch west­liche Unternehmen, ihn zu übernehmen.

Hewlett-Packard

Hewlett-Packard

Das berühmte Hewlett-Packard wurde zu einem der amerikanis­chen Pio­niere bei der Ein­führung von Just-In-Time.” Durch den Ein­satz von JIT in seinen vier Tochterge­sellschaften (Gree­ley, Fort Collins, Com­put­er Sys­tems, Van­cou­ver) steigerte sich die Arbeit­spro­duk­tiv­ität (um 100 % in Gree­ley) und die Menge der versende­ten Pro­duk­te (um 20 % in Van­cou­ver) und die Pro­duk­tion­szyk­luszeit ver­ringerte sich (um 50 % in Fort Collins).

Geschichte von JIT

Toy­ota war das erste Unternehmen, das das Just-In-Time”-Konzept in den 1970er Jahren als Teil seines Geschäftsmod­ells ver­wen­dete. Es dauerte über 15 Jahre, um die Methodik zu per­fek­tion­ieren, die einen bedeu­ten­den Teil der Unternehmensführung bildete, zusam­men mit schlanker Produktion.

Die Voraus­set­zun­gen für den Ein­satz des Just-In-Time-Konzepts haben ihren Ursprung in der Nachkriegszeit. Drei Fak­toren bee­in­flussten die Entwick­lung dieser neuen Produktionsphilosophie:

  • Finanzkrise und Man­gel an Liq­uid­ität: macht­en eine Finanzierung großan­gelegter Pro­duk­tion­s­meth­o­d­en unmöglich (wie es in den USA üblich war).
  • Platz­man­gel in Japan: Es gab nicht genü­gend Platz, um große Fab­riken und Lager­häuser für Pro­duk­tion und Lagerung zu bauen.
  • Hohe Arbeit­slosigkeit: Inzwis­chen lagen die Löhne japanis­ch­er Arbeit­er sig­nifikant unter denen ihrer amerikanis­chen Kol­le­gen, und weib­liche Arbeit wurde 40 % geringer bew­ertet als männliche Arbeit.

Toy­ota schien ihre Mechanik über ein paar Jahrzehnte per­fek­tion­iert zu haben. Damit Just-In-Time jedoch per­fekt funk­tion­ieren kann, müssen mehrere Bedin­gun­gen erfüllt sein:

  1. Sta­bile Produktion
  2. Hochqual­i­fiziertes Personal
  3. Keine Aus­fälle in den Werken
  4. Zuver­läs­sige Lieferanten
  5. Schnelle Ein­rich­tung und Umkon­fig­u­ra­tion der Maschi­nen, die für die End­mon­tage von Autos ver­ant­wortlich sind
Die Ver­let­zung ein­er Bedin­gung führte fast zu einem voll­ständi­gen Zusam­men­bruch der Methodik im Feb­ru­ar 1997. Ein Brand in einem Brem­spro­duk­tion­swerk ver­ringerte die Aus­gangska­paz­ität der P‑Ventile für Toy­ota-Fahrzeuge erheblich.


Das Unternehmen war der einzige Liefer­ant dieser Teile, und die Schließung des Werks für mehrere Wochen hätte die Liefer­kette von Toy­ota stören kön­nen. Da Toy­ota nur Bestel­lun­gen für Teile auf­gab, wenn es neue Aufträge von Kun­den erhielt, war der Bestand an P‑Ventilen inner­halb eines Tages erschöpft. Die Pro­duk­tion­slin­ien stoppten für zwei Tage, bis der Liefer­ant die Mon­tage der erforder­lichen Teile wieder aufnehmen konnte.

Auch andere Toy­ota-Zulief­er­er mussten die Arbeit ein­stellen, da der Auto­mo­bil­her­steller auf­grund der Pro­duk­tion­saus­fälle keine anderen Teile benötigte. Der Brand in einem Werk kostete das Unternehmen etwa 15 Mil­liar­den Dol­lar an ver­lore­nen Gewin­nen und 70.000 Autos auf­grund von zwei Tagen Stillstand.

Im West­en wurde 1977 zum ersten Mal über den Ein­satz von JIT berichtet, dank zweier Artikel:

  • A. Ash­burns Das berühmte Ohno-Sys­tem’ von Toy­ota” (benan­nt nach dem Geschäfts­mann Tai­ichi Ohno, der als Vater der schlanken Pro­duk­tion gilt)
  • Y. Sug­i­moris Toy­ota-Pro­duk­tion­ssys­tem und Kan­ban: Mate­ri­al­isierung von Just-In-Time und Menschlichkeitsystemen.”
Ab den 1980er Jahren began­nen Unternehmen in den USA und anderen entwick­el­ten Län­dern, die Grund­la­gen von Just-In-Time anzuwen­den. Die Präsen­ta­tion von Fujio Cho (später Präsi­dent von Toy­ota Motor Corp.) im Inter­na­tionalen Haup­tquarti­er von Ford in Detroit im Jahr 1980 trug erhe­blich zur the­o­retis­chen Inte­gra­tion des Konzepts in die Pro­duk­tion bei. Darin erläuterte er die Beson­der­heit­en des Pro­duk­tion­ssys­tems von Toy­ota und betonte die Vorteile von JIT und des Toyota-Produktionssystems.

Ein bemerkenswertes und ansteck­endes Beispiel für die erfol­gre­iche Anwen­dung der Just-In-Time”-Methodik zu dieser Zeit war Omark Sys­tems (jet­zt Blount Inter­na­tion­al, Inc). Sie entwick­el­ten eine Mod­i­fika­tion des Konzepts namens ZIPS (Nullinven­tar-Pro­duk­tion­ssys­tem), das die Pro­duk­tiv­ität um etwa 35 % steigerte.

Richard Schon­berg­er ver­wen­det in seinem Buch World Class Man­u­fac­tur­ing Case­book: Imple­ment­ing JIT und TQC” ein Zitat aus ein­er Umfrage unter einem Unternehmensmi­tar­beit­er als Beleg für die Effek­tiv­ität der Methodik:

Der Arbeitss­chutz hat sich deut­lich verbessert. Früher kon­nten wir 24 Stun­den am Tag, 7 Tage die Woche arbeit­en, gefol­gt von ein­er lan­gen Pause. Zu oft arbeit­eten wir an Teilen, die nicht benötigt wur­den. Jet­zt sind wir mehr damit beschäftigt, an notwendi­gen Teilen zu arbeiten.”
Weit­eren Schwung für die Unter­suchung und Ver­wen­dung von Just-In-Time gab Daniel Jones’ und Daniel Roos’ Buch Die Mas­chine, die die Welt veränderte”

Was ist Just-In-Time und warum benötigt Ihr Unternehmen es?

Just-In-Time” oder JIT ist ein Pro­duk­tion­ssys­tem, bei dem nur die von den Ver­brauch­ern benötigten Artikel genau dann pro­duziert wer­den, wenn sie benötigt wer­den und in der erforder­lichen Menge.

Dieser Ansatz ste­ht im diame­tralen Gegen­satz zur Massen­pro­duk­tion. Zwei entschei­dende Unter­schiede sind:

  • Massen­pro­duk­tion: Artikel wer­den in großen Char­gen pro­duziert, gelagert und den Ver­brauch­ern geliefert, sobald eine Bestel­lung einge­ht.
    JIT: Die Pro­duk­tion erfol­gt, sobald Bestel­lun­gen eingehen.
  • Massen­pro­duk­tion: Konzen­tri­ert sich darauf, einen Typ und eine Spez­i­fika­tion von Pro­duk­ten in großen Char­gen herzustellen.
    JIT: Konzen­tri­ert sich auf kleine Char­gen unter­schiedlich­er Produkte.
Allerd­ings kann das JIT-Konzept nicht mech­a­nisch über­nom­men wer­den. Die Umstel­lung erfordert einen neuen Ansatz zur Pla­nung und Reg­ulierung der Pro­duk­tion, da JIT auf Kun­denbestel­lun­gen basiert. Es ist auch notwendig, den Bedarf an ein­er Erhöhung des Per­son­als und der Funk­tio­nen der Kun­denser­vice-Mitar­beit­er zu analysieren und das Lay­out der Aus­rüs­tung zu ändern.

Dell

DELL

Ein bemerkenswertes Beispiel für die Umset­zung von Just-In-Time ist Dell. Michael Dell entsch­ied sich für den direk­ten Ver­trieb, bei dem die PC-Mon­tage erst nach Erhalt ein­er Bestel­lung begann. Diese Entschei­dung ermöglichte es dem Unternehmen, Pen­tium 4‑Prozessoren fast drei Monate früher als HP zu instal­lieren, da kein großer Bestand an unverkauften Prozes­soren der vorheri­gen Gen­er­a­tion vorhan­den war!
Ver­luste sind ein Ele­ment des Pro­duk­tion­sprozess­es, das Kosten erhöht und keinen Mehrw­ert hinzufügt.

DRIFT-Konzept als Erweiterung der Just-In-Time-Ideen

DRIFT ste­ht für Do It Right the First Time. Dieses Konzept ent­stand in den 1980er Jahren nach JIT. Es geht darum, Prozesse und Sys­teme so einzuricht­en, dass die Verkauf­s­abteilung Pro­duk­te aus der Pro­duk­tion nur ein­mal erhält, jedoch ohne den ger­ing­sten Fehler.
DRIFT kann die Pro­duk­tion­skosten poten­ziell reduzieren, indem die Notwendigkeit ent­fällt, über­schüs­sige Bestände umzu­verteilen oder Ver­braucher­rück­sendun­gen zu verwalten.
Der Kern des Konzepts ist ein­fach: Alles pro­duzierte hat null Fehlerwahrscheinlichkeit.
Das bedeutet, alles, was vom Förder­band kommt, wird beim ersten Mal richtig gemacht. Risiken von Nachar­beit­en und Kor­rek­turen ver­schwinden, eben­so wie der Ver­lust des Markenrufs.

Um die DRIFT-Method­olo­gie umzuset­zen, ist es notwendig, Sys­teme, Prozesse und Man­age­men­thebel zu einem Ganzen zu verbinden, um das Risiko von Fehlern beim ersten Start auf null zu reduzieren. Check­lis­ten kön­nen dabei sehr hil­fre­ich sein.

Lei­der gibt es keine Stu­di­en zu DRIFT in den GUS-Staat­en. Inzwis­chen wird es sog­ar in der US-Armee angewen­det: Haupt­mann Caleb Kitrell set­zt in sein­er Divi­sion drei DRIFT-Strate­gien um:

  1. Ver­ste­hen Sie die hohen Kosten von Fehlern.
  2. Führer überwachen ständig und gehen dor­thin, wo Sol­dat­en weniger wahrschein­lich Fehler machen und Zeit verlieren.
  3. Aktiv an der Besei­t­i­gung von Män­geln arbeit­en und helfen, Lösun­gen umzusetzen.

Vorteile und Nachteile von JIT

Vorteile:


  • Wet­tbe­werb­s­fähigkeit wahren: Die Bedürfnisse der Kun­den bess­er erfüllen und gle­ichzeit­ig die Kosten (ins­beson­dere bei der Lagerung von fer­ti­gen Waren) senken.
  • Flex­i­ble Reak­tion auf Nach­frageschwankun­gen: Die Pro­duk­tion ist auf schnelle Umkon­fig­u­ra­tion aus­gerichtet. Keine Pro­duk­tansamm­lung bedeutet keine Ver­al­terung in den Lagerräumen.
  • Kürz­er­er Pro­duk­tion­szyk­lus: Neben dem offen­sichtlichen Vorteil der Pro­duk­tion­s­geschwindigkeit sorgt er für eine schnelle Amor­ti­sa­tion der Investi­tion in die Produktion.
  • Ressourcenfreiset­zung: Kann auf die Pro­duk­tion ander­er Pro­duk­te oder die Erledi­gung von Auf­gaben gerichtet wer­den, die zuvor kein Bud­get und keine Zeit hatten.

Nachteile:

  • Hohe Abhängigkeit von Liefer­an­ten: Es ist entschei­dend, Liefer­an­ten zu find­en, die geografisch in der Nähe Ihrer Pro­duk­tion­sstät­ten sind oder in der Lage sind, die erforder­lichen Mate­ri­alien schnell zu liefern.
  • Möglich­er Anstieg der Mate­ri­alkosten: Kleine Char­gen von Teilen zu bestellen, erhöht deren Kosten.
  • Arbeit­san­fäl­ligkeit: Ver­suche, schnell auf Liefer- und Nach­fra­ge­si­t­u­a­tio­nen zu reagieren, führen zur Ver­bre­itung unkon­ven­tioneller Arbeit­sregelungsmech­a­nis­men (Verträge, temporäre/projektbasierte Arbeiten).
  • Manch­mal gün­stiger, Waren zu lagern: Beson­ders rel­e­vant für kleine Unternehmen oder Pro­duk­tio­nen mit Liefer­an­ten in ein­er anderen Region/einem anderen Land.
  • Erhöhte Trans­portkosten: Waren wer­den nach Bedarf geliefert, nicht gelagert und von dort ausgegeben.
  • Höhere Anforderun­gen an das Pro­jek­t­man­age­ment: Ohne einen etablierten Arbeits­fluss ist eine Arbeit­er­still­stand wahrschein­lich. Ein per­sön­lich­er Auf­gaben­man­ag­er ist unerlässlich!
  • Erhöhte Anfäl­ligkeit für wirtschaftliche Ver­schlechterun­gen: Zum Beispiel wer­den Preis­sprünge bei Treib­stof­fen die Logis­tikkosten erhe­blich bee­in­flussen und damit die Rentabil­ität der Pro­duk­tion verringern.

TOP‑5 nüt­zliche Lit­er­atur über JIT

Im Wesentlichen wird das Just-In-Time-Konzept als Ele­ment von Kan­ban oder schlanker Pro­duk­tion betrachtet.

Hier ist unsere Top-5-Buch­liste, die sich auf dieses Sys­tem konzentriert:

  1. Die Mas­chine, die die Welt verän­derte: Die Geschichte der schlanken Pro­duk­tion — Toy­otas geheime Waffe im glob­alen Auto­mo­bilkrieg, die jet­zt die Weltin­dus­trie rev­o­lu­tion­iert” von James Wom­ack: Ein Best­seller, der das Studi­um von schlanker Pro­duk­tion und Just-In-Time erhe­blich vorantrieb. Erst­mals 1991 veröf­fentlicht, wurde die neueste Aus­gabe 2007 veröffentlicht.
  2. Just-in-Time für Betreiber”: Eine Art JIT für Dum­mies.” Alle Ele­mente des Just-In-Time-Sys­tems sind dargelegt, mit struk­turi­erten Infor­ma­tio­nen und zahlre­ichen Fußnoten, die die Ter­mi­nolo­gie erklären.
  3. Kan­ban und Just-in-Time bei Toy­ota: Man­age­ment begin­nt am Arbeit­splatz” von Tai­ichi Ohno: Da es von Toy­ota-Spezial­is­ten vor­bere­it­et wurde, kann diese Quelle ver­traut wer­den. Das Buch beste­ht aus Schu­lungs­ma­te­ri­alien, die für die Sem­i­nare zum Toy­ota-Pro­duk­tion­ssys­tem in den 1970er Jahren vor­bere­it­et wurden.
  4. Mach es beim ersten Mal richtig: Ein kurz­er Leit­faden zur Fehleri­den­ti­fizierung und ‑reduk­tion in Arbeit und Leben” von Ger­ard I. Nieren­berg: Ein Leit­faden zur Iden­ti­fizierung und Reduzierung der Anzahl von Fehlern in Arbeit und Leben.
  5. Just-in-Time: Mach es möglich: Die Kraft der kon­tinuier­lichen Verbesserung ent­fal­ten” von William A. San­dras: Dieses Buch konzen­tri­ert sich auf die Umset­zung von Just-In-Time in der Pro­duk­tion und behan­delt die Inter­ak­tion mit Liefer­an­ten und Ver­brauch­ern, die Entwick­lung eines funk­tion­ieren­den Kan­ban-Sys­tems und die Inte­gra­tion von JIT mit anderen Werkzeu­gen in der Produktion.

Urteil

Das Just-In-Time-Konzept erfüllt drei Ver­braucher­wün­sche: hohe Pro­duk­tqual­ität, angemessene Kosten und schnelle Auftragslieferung.
Die Anwen­dung des Just-In-Time-Sys­tems ist ein effek­tives Mit­tel, um Ver­luste im Pro­duk­tion­sprozess zu beseitigen. 
Es steigert die Wet­tbe­werb­s­fähigkeit des Unternehmens, indem es eine bre­ite Palette von Pro­duk­ten zu niedri­gen Kosten, guter Qual­ität und kurzen Pro­duk­tion­szyklen produziert.

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